Was verstehen wir im Rahmen des Projektes unter sexueller Gewalt, sexuellen Grenzverletzungen und sexuellen Übergriffen?
Ziel der Erarbeitung wirksamer Schutzkonzepte in Jugendverbänden besteht u.a. darin, das Verhältnis von Nähe und Distanz im Umgang miteinander zu hinterfragen, um eine gemeinsame Kultur der Grenzachtung zu entwickeln. Das subjektive Empfinden der im Jugendverband agierenden Personen (Kinder, Jugendliche und Erwachsene) ist daher von besonderer Relevanz, denn ein Handlungsbedarf ist dann erforderlich, wenn Kindern/Jugendlichen, Jugend- oder Übungsleiter*innen ein Kontakt zu nah wird oder wenn eine Situation als unangenehm empfunden wird. Das Verständnis von sexueller Gewalt ist im Rahmen des Projektes daher bewusst breiter gefasst als im strafrechtlichen Sinne. In Anlehnung an Zartbitter e.V. Köln berücksichtigen wir im Rahmen unseres Forschungsprojektes neben strafrechtlich relevanten Formen sexueller Gewalt auch sexuelle Grenzverletzungen, „die unabsichtlich verübt werden und/oder aus fachlichen bzw. persönlichen Unzulänglichkeiten oder einer ‚Kultur der Grenzverletzung‘ resultieren“ (https://www.zartbitter.de/gegen_sexuellen_missbrauch/Fachinformationen/6005_missbrauch_in_der_schule.php). Darüber hinaus nehmen wir sexuelle Übergriffe in den Blick, die nicht zufällig passieren und z.B. „Ausdruck eines unzureichenden Respekts gegenüber Mädchen und Jungen, grundlegender fachlicher Mängel und/oder einer gezielten Desensibilisierung im Rahmen der Vorbereitung eines sexuellen Missbrauchs/eines Machtmissbrauchs sind“ (vgl. ebd.).
Mögliche Formen sind z.B.:
- Verbale oder körperliche sexuelle Belästigung
- Sexueller Missbrauch ohne Körperkontakt, wie z.B. das Zeigen pornografischer Inhalte oder sexuelle Übergriffe mittels digitaler Medien,
- Versuchte oder erfolgte vaginale, anale oder orale Penetration
Sexuelle Gewalt, sexuelle Grenzverletzungen und sexuelle Übergriffe können mit und ohne Körperkontakt erfolgen. Täter*innen können sowohl weiblich als auch männlich sein. Im Rahmen unseres Projektes geht es sowohl um die Prävention von sexueller Gewalt, Übergriffen und Grenzverletzungen, die von erwachsenen verbandsinternen oder externen Personen ausgeübt werden als auch um sexuelle Übergriffe von Kindern/Jugendlichen an Kindern/Jugendlichen.
Quellen: